Costa Concordia
Falls es zu Katastrophen, welcher Art auch immer, – in der materiellen Welt oder im Inneren der menschlichen Psyche – kommt, wird nach Gründen geforscht. „Materialermüdung“, menschliches „Versagen“, Streß und vieles mehr muß herhalten, um eine „Schuldfrage“ zu klären. Wer hatte Schuld am Untergang der angeblich „unsinkbaren“ Titanic? der Kapitän allein, der die Situation falsch einschätzte? Nein, wir alle, die wir uns falsch einschätzen, – überschätzen. Es ist die generalisierte Hybris des Menschen, sein Hochmut, sein Größenwahnsinn und der Glaube an unbegrenztes Wachstum, der ihn die modernen Türme von Babylon bauen – und auch zu Fall bringen lässt. Hoher Mut und Hochmut stehen bereits dicht beieinander, aber wenn Hochmut sich mit Übermut paart, steht die Katastrophe vor der geistigen Tür. – Der Drang nach dem immer Größeren, Höheren, Schnelleren, Weiteren, ist auf der einen Seite die Triebfeder zu neuer Erkenntnis über die Welt und uns selbst. Auf der anderen Seite birgt er aber auch die bekannten Gefahren des Absturzes in sich, wofür der Ikarus-Mythus steht. Das Wachs unseres Federkleides hält dem Licht der Sonne nicht stand, wenn wir ihr zu nahe kommen. Die alten Griechen haben diese Versuchungen gut verpackt in Mythen, Sagen und Gleichnissen, um ihr Volk geistig gesund zu erhalten.